Am 11.12.2021 demonstrierten abermals bis zu 40.000 Personen in Wien anlässlich einer von der rechtsextremen Partei FPÖ organisierten Kundgebung gegen die Maßnahmen der österreichischen Regierung zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Es war zwar die dritte Demonstration zu der die FPÖ aufgerufen hatte, dieses Mal jedoch mit besonderer Intensität. Nach der Covid-bedingten Absage von Herbert Kickl für die Demonstration am 20.11.2021, sorgte die Ankündigung er würde am 11. Dezember eine Rede halten, zweifelsohne als mobilisierender Faktor.
Die Startkundgebung der größten Veranstaltung fand am Heldenplatz sowie am Burgring statt. Hier gab es mehrere Redebeiträge, die mit professioneller Tonanlage und Bildschirmen übertragen wurden. Auf den Bühnen am Heldenplatz und vor dem Heldentor, sowie vom FPÖ-Lastwagen aus hielten im Laufe der gesamten Veranstaltung folgende Personen einen oder mehrere Redebeiträge:
- Konstantina Rösch (ehem. Ärztin)
- Hannes Brejcha (Fairdenken Wien 1)
- Alexander Tschugguell (St. Bonifatius Institut)
- Monika Donner (Ehem. Ministerialrätin im Verteidigungsministerium)
- Volker Höferl (FPÖ)
- Gerhald Hauser (FPÖ)
- Martin Rutter (ehem. Grüne, ehem. Team Stronach, ehem. Team Kärnten, BZÖ)
- Michael Schnedlitz (FPÖ)
- Jürgen Wirth Anderlan (Südtiroler Schützenbund)
- Herbert Kickl (FPÖ)
- Udo Landbauer (FPÖ)
- Susanne Fürst (FPÖ)
- Josef Ofner (FPÖ)
- Silvio Hemmelmayr (FPÖ)
- Christian Hafenecker (FPÖ)
- Sigrid Kreucher (Studenten stehen auf)
- Christoph Ransmayr (FPÖ)
- Dagmar Belakowitsch (FPÖ)
- Edith Mühlberghuber (FPÖ)
Unter den Ordnern, die sich rund um die Bühnen und Anlagen aufhielten, befand sich auch ein Vertrauter des Neonazis Gottfried Küssel. Weitere Personen aus dessen Umfeld beteiligten sich mit einem Transparent der „Corona-Querfront“ an der Veranstaltung.
Die gesamte Veranstaltung war von verschwörungsideologischen Botschaften geprägt. Diese waren auf Plakaten, Transparenten und Kleidungsstücken angebracht.
Ebenfalls mehrmals zu sehen waren Botschaften, die Diktaturen, Faschismus und den NS verharmlosten sowie die Shoah relativierten. Auf Plakaten und Transparenten stand etwa: „Fr. Edstaller’s Impf=KZ=Lanfrist=Totlich.“(sic!), „Nie Wieder Faschismus!“, „Quo Vadis Austria? Dauerbrenner. Impfen Macht Frei. Jetzt auch für Geimpfte + Genesene.“, „Impfpflicht ist Faschismus.“
Eine Gruppe von etwa 150 religiöser Fundamentalist*innen rund um Alexander Tschugguell kam betend am Burgring an und zog vor das Kunsthistorische Museum. Nach mehreren Gebeten schlossen sich diese Personen der Kundgebung am Heldenplatz an. In dieser Gruppe befanden sich zahlreiche Personen die in der Vergangenheit an dem „Marsch für die Familie“ und/oder am „Marsch fürs Leben“ teilgenommen und mitorganisierend tätig waren.
Kurz nachdem sich die Demonstration in Bewegung gesetzt hatte, stellten sich zahlreiche militante Rechtsextreme sowie rechte Fußballfans an die Spitze des Marsches. Sie marschierten zeitweise unmittelbar vor dem FPÖ-Block.Unter den Fußballfans befanden sich erneut rechte und rechtsextreme Fans vom „FC Blau Weiß Linz“, „FK Austria Wien“, sowie „SK Rapid Wien“. Trotz unterschiedlicher Klub-Zugehörigkeit marschierten diese oftmals gemeinsam.
Von der Gruppe rechter und rechtsextremer Fußballfans gingen mehrmals Angriffe auf Journalist*innen aus. Mit Schneebällen, Eisbrocken aber auch Schlägen wurden Medienvertreter*innen angegriffen. In den Gruppen von denen Angriffe auf Journalist*innen ausgingen, befanden sich zeitweise auch Personen die der FPÖ-Jugendorganisation „Freiheitlichen Jugend“ zuzuordnen sind.
Die Chronik-Chefreporterin von Puls24 Magdalena Punz wurde während ihrer Arbeit auf der Demonstration angepöbelt und beschimpft. Die OE24-Reporterin Julia Rauch wurde vor laufender Kamera sexuell belästigt.
Auch neofaschistische „Identitäre“ beteiligten sich erneut an den Protesten. Dieses mal mit einem Transparent auf dem „Der Freiheit eine Gasse“ stand. Allerdings marschierten nicht alle als geschlossener Block beim Transparent, sondern eher lose und in kleineren Gruppen.
Die „Freiheitliche Jugend“ beteiligte sich ebenfalls an der Kundgebung der FPÖ. Unter den FPÖ-Funktionär*innen befanden sich erneut mehrere Personen die gleichzeitig bei Aktionen der neofaschistischen „Identitären“ aktiv sind.