Wien wurde am 04.12.2021 erneut Schauplatz mehrerer verschwörungsideologischer Demonstrationen, die sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie richteten. Bis zu 40.000 Personen nahmen an den Versammlungen teil, die über die Stadt verteilt von 12:00 Mittag bis in die Abendstunden andauerten.
Wie bereits am 20.11.2021 wurde die größte der Versammlungen von Martin Rutter und Hannes Brejcha gemeinsam mit der rechtsextremen FPÖ organisiert. Treffpunkt hierfür waren der Heldenplatz und der Burgring, wo jeweils eine Bühne aufgebaut war. Als Redner*innen traten im Laufe der gesamten Veranstaltung unter anderem folgende Personen auf:
- Hannes Brejcha (Fairdenken Wien 1)
- Ben Arslan (verschwörungsideologischer Sänger)
- Martin Rutter (ehem. die Grünen, ehem. Team Stronach, ehem. Team Kärnten, BZÖ)
- Susanne Fürst (FPÖ)
- Dagmar Belakovitsch (FPÖ)
- Monika Donner (ehem. Ministerialrätin im Verteidigungsministerium)
- Alexander Tschugguell (St. Bonifatius Institut)
- Natascha Strohmeier (Die Basis)
- Elisabeth Meyerweck (Psychologin)
- Martin Kaser (ehem. Anmelder verschwörungsidieologischer Demonstrationen)
- Alexander Ehrlich (Honk for Hope)
- Maximilian Eder (ehem. Oberstleutnant der Bundeswehr)
Weitere Veranstaltungen wurden etwa von Alexander Ehrlich vom Hauptbahnhof zum Resselpark, oder am Schwarzenbergplatz von der Partei MFG organisiert.
Der „Ring Freiheitlicher Jugend Wien“ rief seine Anhänger*innen dazu auf sich vor dem „RFJ-Keller“ in der Reichsratstraße vorab zu treffen. Hier trafen insgesamt jedoch nur etwa ein Dutzend Personen ein, die dann gemeinsam zur Kundgebung am Heldenplatz gingen.
Während am Heldenplatz noch Reden gehalten wurden, setzte sich ein Teil der Demonstrant*innen in Bewegung und fing an den Ring entlang zu gehen. Rechtsextreme „Identitäre“, Fußballfans sowie mehrere Funktionäre und Mitglieder der FPÖ-Vorfeldorganisation „Freiheitliche Jugend“ formierten einen Block und führten, wie schon am 20.11.2021, den Demonstrationszug an. Erneut führten sie mehrere Transparente mit, waren großteils vermummt und entzündeten viel Pyrotechnik.
Rund um den ersten, von den „Identitären“ dominierten, Block sammelten sich zahlreiche vermummte Personen. Mehrere dieser Personen sind der FPÖ bzw. ihrer Vorfeldorganisation der „Freiheitlichen Jugend“ zuzuordnen:
- Peter Aschauer (Landesobman der Freiheitlichen Jugend Burgenland ) marschierte unmittelbar hinter dem Fronttransparent und schrie zeitweise Parolen in ein Megafon.
- Andreas Hinteregger (Vorstandsmitglied der Freiheitlichen Jugend Oberösterreich) trat wie die „Identitären“ mit weißem Schlauchschal auf und trug zeitweise das Fronttransparent.
- Jan Staudigl (Mitglied der Bezirksleitung der „FPÖ Wien Landstraße“) marschierte ebenfalls in den ersten Reihen der Demonstration.
- Die „Freiheitliche Jugend Linz“ befand sich zeitweise mit einem kleinen Hochtransparent mitten im Block der neofaschistischen „Identitären“.
- Auch vom „Ring Freiheitlicher Jugend Wien“ befanden sich mehrere Mitglieder inmitten des Frontblocks der Demonstration.
Allgemein lässt sich sagen, dass seit mehreren Monaten eine Verschmelzung der neofaschistischen „Identitären“ mit der „Freiheitlichen Jugend“ zu beobachten ist, insofern fällt es zunehmend schwerer diese beiden Strukturen getrennt voneinander zu betrachten.
Erneut waren zahlreiche NS-Verharmlosende und den Holocaust relativierende Inhalte auf der Demonstration zu finden. Neben Judensternen klebten sich dieses Mal manche Personen gelbe Papierstücke in unterschiedlicher Form mit der Aufschrift „ungeimpft“ auf die Brust. Diese Abwandlung der Judensterne ist mutmaßlich dem verstärkten Einschreiten der Polizei gegen das Tragen der holocaustverharmlosenden Zeichen verschuldet.
Auffällig an der Demonstration vom 04.12.2021 war die stärkere Sichtbarkeit von Personen die dem Reichsbürgermilieu zuzurechnen sind. Mehrere Personen trugen Plakate mit sich, auf denen erklärt wurde es würde das Kriegsrecht des SHAEF („Supreme Headquarters, Allied Expeditionary Force“) weiterhin gelten und es würde sich bei Österreich um eine Firma handeln.
Wie bereits an vergangenen Coronademonstrationen traten erneut mehrere rechte bis rechtsextremen Fußballfans des „FK Austria Wien“ sowie des „FC Blau Weiss Linz“ bei der Veranstaltung auf.
Zahlreiche Teilnehmer*innen der Demonstrationen am 04.12.2021 traten mit unterschiedlicher Bewaffnung und Schutzausrüstung auf. Mehrmals waren taktische Handschuhe mit Knöchelschutz oder Quarzhandschuhe zu sehen. Auch Sicherheitsschirme oder eingerollte „Knüppelfahnen“ wurden mitgeführt. Vereinzelt waren Demonstrant*innen mit Helmen ausgestattet.