Am 12. Februar 2022 fand in Sofia (Bulgarien) der „Lukov-Marsch“ statt. Dabei handelt es sich um eine jährliche Neonazi-Veranstaltung zu Ehren des Nazi-Kollaborateurs Hristo Lukov. Die Polizei hat die Veranstaltung dieses Jahr auf Anweisung des Bürgermeisters verboten. Alle Parteien der Regierungskoalition sprachen sich gegen die Veranstaltung aus. Auch verschiedene Botschaften brachten ihre Missbilligung der Veranstaltung zum Ausdruck.
Da die Neonazi-Veranstaltung ganz verboten wurde, marschierten die Teilnehmer*innen in drei kleineren Demonstrationen zu verschiedenen Zwischenkundgebungen. Von dort machten sie sich jeweils auf den Weg zur Abschlusskundgebung vor dem Haus, in dem Lukov von der Partisanin Violeta Yakova ermordet wurde.
Wie in den vergangenen Jahren nahmen Neonazis und rechtsextreme Gruppen aus verschiedenen europäischen Ländern an der Veranstaltung teil: z. B. „Die Rechte“ aus Deutschland und „Nordic Resistance Movement“ aus Skandinavien. Auch zahlreiche Mitglieder der „Ultras Levski“ des Fußballvereins „Levski Sofia“ nahmen an der Veranstaltung teil.
Die Polizei agierte sehr zögerlich, einige der Kundgebungen wurden nur von einer Handvoll Polizist*innen flankiert. In der gut gefüllten Fußgänger*innenzone in der Vitosha-Straße zeigte sich, dass der Neonazi-Aufmarsch bei den Passant*innen nicht willkommen war. Die Neonazis skandierten während der gesamten Demonstration Parolen. Unter anderem: „Frei, sozial, national!“, „Mizia, Trakia, Mazedonien!“, „Wie früher, so heute: Mazedonien ist Bulgarien!“. Auf dem überfüllten Vitosha-Boulevard begannen die Neonazis die alte bulgarische Hymne zu singen und zeigten mehrmals den Hitlergruß.
Die Polizei hielt sich zurück und griff auch dann nicht ein, als Journalisten von den Neonazis bedroht und des Platzes verwiesen wurden. Immer wieder kam es zu freundlichem Händeschütteln und Diskussionen zwischen Polizei und Veranstalter*innen.
Antifaschistischer Gegenprotest
Gegen Mittag formierte sich eine antifaschistische Demonstration mit mehreren hundert Teilnehmer*innen und marschierte unter regem Medieninteresse und der Begleitung zahlreicher Kameras durch die Innenstadt von Sofia.
Auffallend war die sehr starke Präsenz der LGBTIQA*-Community und die Verbindung zu antirassistischen Kämpfen. Die Demonstration zog mit Musik und Slogans durch die Stadt. Die Veranstaltung endete vor dem Gerichtsgebäude in Sofia.