Wien: Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen (06.03.2021)

Am 06.03.2021 fanden in Wien mehrere Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen der österreichischen Regierung statt. Aus der verschwörungsideologischen sowie aus der rechtsextremen Szene wurde bundesweit nach Wien mobilisiert. Mehrere tausend Personen fanden sich in der Bundeshauptstadt ein, laut Schätzungen der Polizei waren es etwa 20.000.

Um 12:30 sammelten sich am Herbert-von-Karajan Platz Rechtsextreme und Neonazis aus dem Umfeld der Gruppe „Corona-Querfront“. Hier trafen mehrere Personen aus der ehemaligen „VAPO“ („Volkstreue außerparlamentarische Opposition“), sowie der „ANR“ („Aktion Neue Rechte“) wie Gottfried Küssel ein. 

Um 13:00 sammelten sich am Burgring hunderte Personen, die dem Aufruf vom Rechtsextremisten Martin Rutter (Coronawiderstand), sowie Hannes Brechja (Fairdenken 1 Wien). Rasch versuchten die Teilnehmer:innen am Ring zu demonstrieren und wurden von der Polizei eingekesselt.

Am Heldenplatz hielt die rechtsextreme FPÖ eine Kundgebung mit einigen hundert Teilnehmer:innen ab. Von einer Bühne hielt unter anderem Michael Schnedlitz eine Rede. Im Publikum befanden sich Herbert Kickl, Dagmar Belakowitsch und andere hohe Funktionär:innen der Partei ein.

Nachdem sich außerhalb des Polizei-Kessels vor dem Burgring hunderte Personen gesammelt hatten, demonstrierten diese entlang der Ringstraße. Die Polizei öffnete den Kessel und beschränkte sich darauf die aufgelöste Demonstration zu begleiten.

Unter den Teilnehmer:innen der spontanen Demonstration befanden sich auch etwa 30 rechtsextreme „Identitäre“ . Ein Großteil war einheitlich gekleidet und trug ein großes Banner. Auf einem Dach in der nähe des Museums für Kunst, entrollten sie das Transparent mit der Aufschrift „Wir sind das Volk“ und zündeten Pyrotechnik. Ein Video der Aktion veröffentlichten sie anschließend auf ihrer Tarn-Website „Widerstand in Bewegung“.

Mehrere rechtsextreme „Identitäre“ sammelten Spenden während der Demonstration. Wie schon an vergangenen Demonstrationen versuchten sie mit großen Transparenten das Bild der Kundgebungen zu prägen.

Mehrere Dutzend rechtsextreme Fußballfans begleiteten die Kundgebungen und waren durch ihr aggressives und lautes auftreten besonders sichtbar. Vertreten waren Fans beider Wiener Großklubs „Rapid Wien“ und „Austria Wien“, sowie mutmaßlich Fans der Klubs „LASK Linz“, „Sparta Prag“, sowie „Torcida Split“.

Vom Klub „Rapid Wien“ waren Einzelpersonen folgender Hooligan-Gruppen vertreten: „Wiener Schlägerknaben“, „Alte Garde“.

Vom Klub „Austria Wien“ waren Einzelpersonen folgender Fangruppen und -zusammenhämge vertreten:„Unsterblich“, „Fanatics“, „Sektion Inferno“, „Flagrantia“, „Schachklub“, „KAI 2000“

Alle Demonstrationszüge die sich in der Wiener Innenstadt in Bewegung gesetzt hatten, bewegten sich in Richtung Prater. Auf der Jesuitenwiese hatte die „FPÖ“ zu einer Kundgebung aufgerufen. Hier hielten neben FPÖ-Politiker:innen auch Mitorganisator:innen der Corona-Demonstrationen wie Alexander Ehrlich oder Martin Kaser Reden. Der Klubobmann der FPÖ Herbert Kickl hielt eine Rede, in der er antisemitische Töne anschlug, als er Israel als „Impf-Apartheid“ bezeichnete.

Nach Ende der Kundgebung im Prater versuchten mehrere hundert Demonstrant:innen spontan in das Stadtzentrum zu gelangen, woran sie jedoch von einem Großaufgebot der Polizei gehindert wurden.
Währen des gesamten Verlaufs der Kundgebungen wurden Journalist:innen an ihrer Arbeit behindert. Übergriffe waren durchwegs zu verzeichnen.  Objektive wurden abgedeckt, Journalist:innen geschubst und angespuckt. Vereinzelt kam es auch zu Tritten und Schlägen. Auch Kolleg:innen vom Kurier und dem ORF berichteten von ähnlichen Vorfällen.

Gegen die Kundgebungen der Verschwörungsideolog:innen und Rechtsextremen hatte ein Bündnis antifaschistischer Organisationen zum Gegenprotest aufgerufen. Einige hundert Gegendemonstrant:innen sammelten sich im Votivpark als Fahrrad-Demonstration. Die Gegendemonstrant:innen versuchten an mehreren Stellen die Verschwörungsideolog:innen zu blockieren. Auf der Praterstraße gelang es den Antifaschist:innen den Demonstrationszug für kurze Zeit zum Stehen zu bringen.

An mehreren Stellen griffen Rechtsextreme Gegendemonstrant:innen an.

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