Wien: Demonstration der „Identitären“ (21.02.2025)

Am 21.02.2025 veranstalteten die neofaschistischen „Identitären“ einen rassistischen Aufmarsch in der Wiener Innenstadt. Anlass war der islamistische Terroranschlag in Villach am 15.02.2025, bei dem ein 14-Jähriger getötet wurde. Die Demonstration, an der sich etwa 150 Personen beteiligten, wurde als „Trauermarsch“ für das Opfer des Anschlags inszeniert. Dem Demozug voran gingen mit Knüppelfahnen bewaffnete Ordner.

Die Veranstaltung startete beim Michaelerplatz und führte über den Kohlmarkt und den Graben zum Stephansplatz, wo eine Abschlusskundgebung abgehalten wurde, bei der Yannick Robert Wagemann und Martin Sellner jeweils eine Rede hielten.

Zeitgleich fanden rund um den Ort der Auftaktkundgebung der „Identitären“ mehrere antifaschistische Kundgebungen statt. Auch am Rande der Kundgebungsroute sowie bei der Schlusskundgebung kam es wiederholt zu antifaschistischem Protest gegen die Rechtsextremen – Blockadeversuche blieben jedoch aus.

Die Überschneidungen der neofaschistischen „Identitären“ mit der FPÖ sind sowohl inhaltlich als auch personell bei den an der Demonstration teilnehmenden Personen deutlich sichtbar. So nahmen an der von den „Identitären“ organisierten Demonstration zahlreiche Mitglieder der rechtsextremen FPÖ-Jugendorganisation „Freiheitliche Jugend“ teil, wie etwa Andreas Hinteregger, parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ. Zudem war Fabian O. für die Dokumentation des Aufmarsches anwesend. Er arbeitet sowohl bei FPÖ-Wahlkampfveranstaltungen als auch bei Demonstrationen der „Identitären“ als Fotograf.

Auch Mitglieder der im Sommer 2024 gegründeten rechtsextremen Gruppe „Defend Austria“ nahmen teil. Eines ihrer Mitglieder fiel in der Vergangenheit durch Instagram-Postings mit Sturmgewehren und SS-Symbolik auf. Zudem war sie bei einer Pro-FPÖ-Demonstration Ende November des letzten Jahres in Wien vertreten, bei der bei Mitgliedern die Polizei mehrere Messer und eine Schreckschusspistole sicherstellte. Ebenfalls auf der Veranstaltung zugegen waren mehrere Personen aus dem Milieu der Corona-Leugner*innen, darunter Hannes Brejcha, einer der Hauptorganisatoren verschwörungsideologischer Demonstrationen in Wien.

Neben FPÖ-Funktionären und „Identitären“ war am Fronttransparent Wieland Kubitschek, Sohn des rechtsextremen Verlegers Götz Kubitschek, zu sehen. Er ist bereits bei gewalttätigen Ausschreitungen bei einer Kundgebung vor der Uni Wien im November 2024 in Erscheinung getreten.
https://www.derstandard.at/story/3000000195997/blutige-szenen-beim-auftritt-des-rechtsextremisten-kubitschek

Außerdem waren die Neonazigruppen „Tanzbrigade“ und „Division Wien“ vertreten, die zahlreiche personelle Überschneidungen aufweisen. Etwa 25 Neonazis dieser beiden, miteinander eng verwobenen Gruppen nahmen an der Veranstaltung teil. Gemeinsam mit ihnen marschierte unter anderem auch Richard Fiebicher, ein Vertrauter von Gottfried Küssel. Fiebicher war in der Vergangenheit mehrfach als Leibwächter von Walter Rosenkranz (Präsident des Nationalrats) und Herbert Kickl in Erscheinung getreten. Die Gruppe begab sich zu Beginn der Veranstaltung geschlossen und großteils vollständig vermummt zum Versammlungsort. Die Polizei führte am Michaelerplatz eine Reihe von Identitätsfeststellungen durch, da gegen das Vermummungsverbot verstoßen wurde. Unter den Mitgliedern der „Division Wien“ befanden sich auch jene Neonazis, die nach einer Pro-FPÖ-Demonstration am 30.11.2024 einen orthodoxen Juden angriffen.

Unsere Kolleg*innen von „Österreich Rechtsaußen“ haben kürzlich eine lesenswerte Recherche zur „Tanzbrigade“ und ihrem Umfeld veröffentlicht: https://www.oera.eu/2025/02/die-tanzbrigade-wien-militante-neonazis-zwischen-den-subkulturen/

Nach Ende der Kundgebung fuhr ein Pulk aus Neonazis der „Tanzbrigade“ und der „Division Wien“ in das Haus an der Adresse Lichtenauergasse 4, wo sich einer der zwei Zugänge zum Wohnhaus an der Unteren Donaustraße 29 befindet. Hierbei handelt es sich um einen beliebten Treffpunkt für Neonazis. Auf dem Weg in die U-Bahn zeigte ein Neonazi einen Hitlergruß.

Rechtsextreme „Identitäre“, die zuvor zu einer geschlossenen Abreise von der Kundgebung aufgerufen hatten, kehrten, wie in der Vergangenheit bereits mehrmals, erneut im „Café Bendl“ ein.