
Am Samstag, den 26. Juli 2025, fand in Wien eine rassistische Demonstration der neofaschistischen „Identitären Bewegung“ statt. Der Aufmarsch begann am Dr.-Karl-Lueger-Platz und zog mit 4-500 Teilnehmer*innen durch die Wiener Innenstadt. Monatelange Mobilisierung führten zur Beteiligung von Rechtsextremen vor allem aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz.
Die Demonstration wurde von einem Großaufgebot der Polizei begleitet. Neben Einheiten aus Wien waren auch Hundertschaften aus anderen Bundesländern, die Spezialeinheit WEGA sowie Hundestaffeln im Einsatz.
Trotz Verbots des Symbol der “Identitären”, das Lambda, zeigten sie das Symbol auf einem Banner und auf Flyern. Abermals wurden Tattoos mit verbotenen Symbolen abgeklebt.
Wie bereits bei jeder Veranstaltung der „Identitären“ und von der Polizei stehts toleriert wurden Journalist*innen mit Schirmen an ihrer Arbeit behindert und bedrängt und teilweise bedroht.
Die Demonstration endete am späten Nachmittag „Am Gestade“, wo die Teilnehmenden unter Polizeigeleit zur U-Bahn gebracht wurden. Wie bereits im Vorjahr, fand im Anschluss an die Kundgebung eine inoffizielle Abschlussparty im Café Bendl im 8. Bezirk statt. Bei der Abreise von dem Ort der Abschlusskundgebung kam es zu rassistisch motivierten Übergriffen auf Passant*innen durch Teilnehmer*innen der Demonstration.
Am Vorabend der Demonstration organisierte die „Identitäre Bewegung Österreich“ (IBÖ) ein Boxturnier in ihrer Immobilie in der Ramperstorffergasse im 5. Bezirk.
Redner:
Auf der Kundgebung hielten mehrere Rechtsextreme Redebeiträge:
- Yannik Wagemann („Identitäre“, Österreich)
- Martin Sellner („Identitäre“, Österreich)
- Andrea Ballarati („Giovani Identitari“, Italien)
- Martin Kuziel („Homeland Party“, England)
- Thomas D. („Geuzenbond“, Niederlande)
- Andrej Sekulović (Slovenien)
- Paul Estérel
- Vincenzo Richter („Sachsengarde“, „Identitäre Bewegung Chemnitz“, Deutschland)
- Moritz Kirsch („Lederhosenrevolte“, „Identitäre Bewegung Bayern“, Deutschland)
- Nicolas Rimoldi („Mass Voll“, Schweiz)
- Stijn Lories („Schild & Vrieden“, Belgien)
- Christoph Albert („Identitäre“, „Freilich Magazin“, Österreich)
- Manuel Corchia („Junge Tat“, Schweiz)
Beteiligung der FPÖ
Die Demonstration machte erneut die enge personelle und ideologische Verschmelzung der „Identitären Bewegung“ mit der FPÖ und ihren Vorfeldorganosationen deutlich. Zahlreiche „Identitäre“ stehen in direkter Verbindung zur Partei und sind teilweise Funktionär*innen derselben. Die „Identitären“ können mittlerweile neben der „Freiheitlichen Jugend“ auch als FPÖ-Vorfeldorganisation angesehen werden.
- Gernot Schmidt, neuerdings parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ, Burschenschafter der „Olympia“ und seit Jahren führender Kader der IBÖ, war als Ordner im Einsatz. Bilder zeigen ihn in einem Handgemenge, bei dem er eine Person in den Schwitzkasten nahm.
- Andreas Hinteregger, parlamentarischer Mitarbeiter von FPÖ-Abgeordnetem Maximilian Weinzierl.
- Matthias Ohm, ebenfalls für die FPÖ tätig, produziert Propagandavideos sowohl für die Partei als auch für Kanäle der “Identitären.”
- Jan Staudigl: „Freiheitliche Jugend Wien“
- Christoph Albert: „Freilich Magazin“
- Marvin Sander: „Freiheitliche Jugend Salzburg“
- Marcel Havlicek: „Freiheitliche Jugend Niederösterreich“
Beteiligung rechtsextremer Gruppen aus dem Europäischen Ausland
An der diesjährigen Sommerdemonstration der „Identitären“ nahmen wie bereits in den vergangenen Jahren eine Vielzahl an rechtsextremen und neonazistischen Gruppen aus ganz Europa teil. Einige davon sind Abspaltungen oder Tarngruppen der „Identitären“ selber, die sich aufgrund steigender Kritik und behördlichen Druck in mehreren europäischen Ländern gegründet haben. Hier sind etwa die Bayrische „Lederhosenrevolte“ sowie die „Kontrakultur Erfurt“ zu erwähnen.
Aus der Schweiz nahm die neonazistische Gruppe „Junge Tat“ teil, deren Gründer einschlägig vorbestraft sind, unter anderem wegen des illegalen Besitzes von Schusswaffen. Auch die rechtsextreme schweizer Partei “Mass-voll” (Schweiz) nahm an der Kundgebung teil, vertreten von ihrem Präsident Nicolas Rimoldi sowie anderen Mitgliedern.
An der Kundgebung beteiligte sich auch die rechtsextreme Englische Partei „Homeland Party“ (Abspaltung der „Patriotic Alternative“), aus den Niederlande beteiligte sich die Gruppe „Geuzenbond“ und aus Belgien war die Gruppe „Schild & Vrieden“ vom Neonazi Stijn Lories vertreten. Vertreten waren ebenfalls Mitglieder der neonazistischen „Jungen Nationalisten“ (JN), die Jugendorganisation der Partei „Die Heimat (ehem. NPD).
Nachdem mit Hans-Georg P. sowohl am 31.07.2021 als auch am 29.07.2023 ein Mitglied der Rechtsterroristischen Gruppe „Sächsische Separatisten“ an der Sommerdemonstration der „Identitären“ in Wien teilnahm, nahm heuer mit Thomas D., Kader der Gruppe „Geuzenbond“, ein weiterer Neonazi Teil, der unter Rechtsterroristismus-Verdacht steht.
Bei der Demonstration der „Identitären“ am 26.07.2025 zeigte sich nicht nur eine wachsende Präsenz an Neonazis als Teilnehmer*innen, sondern auch eine stärkere Einbindung von Neonazis in die Organisation und den Ablauf der Kundgebung. So trugen streckenweise Neonazis der „Division Wien“ das Hochtransparent. Mehrere Neonazis traten auch als Redner auf. Demonstrationen wie diese zeugen von einer wachsenden Vernetzung FPÖ-nRechte und rechtsextreme Propaganda und Medien:Rechte und rechtsextreme Propaganda und Medien:aher Gruppen wie die „Identitären“ und FPÖ-Organisationen wie die „Freiheutlichen Jugend“ mit Neonazistrukturen.
Beteiligung Wiener Neonazis
Mit etwa 40 Personen bestand die Größte Neonazigruppe auf der Demonstration aus wiener Neonazis die dem Gruppengeflecht von „Tanzbrigade“, „Division Wien“, „Brigada Beč“ und „Legion Wien“ angehören. Diese Gruppen weisen Personell sowie Strukturell große Überschneidungen auf, treten jedoch etwa in Sozialen Medien getrennt auf. Während die „Tanzbrigade“ bereits seit mehreren Jahren aktiv ist, gründete sich die „Division Wien“ im Herbst 2024 und die „Legion Wien“ im Frühling 2025. Die „Brigada Beč“ tritt seit dem Sommer 2025 in sozialen Medien sowie einschlägigen Telegramkanälen auf. In diesen neu gegründeten Gruppen organisieren sich vorwiegend Jungen, teils minderjährigen Neonazis.
Bei Demonstrationen und Vernetzungstreffen in Österreich sowie im Ausland zeigt sich weiters die Enge Vernetzung dieser Strukturen mit Kadern der österreichischen Neonaziszene aus dem Umfeld Gottfried Küssels und den ehemaligen Strukturen rund um die „VAPO“ sowie „Alpen-Donau-Info“. Bereits mehrmals erschien in diesem Zusammenhang Richard Fiebicher, ehemaliges VAPO-Mitglied und aktuell ranghoher Sicherheitsmitarbeiter der FPÖ und enger Vertrauter Küssels, als Verbindungsperson zu dieser neuen Generation junger Neonazis. Fiebicher nahm auch an der Demonstration der „Identitären“ teil.
Während sich Kader der „Tanzbrigade“ direkt am Ort der Startkundgebung trafen, sammelten sich die Neonazis der „Division Wien“ und „Legion Wien“ vorab am Rande des Stadtparks, um dann gemeinsam zur Veranstaltung zu gehen. Auffällig war die Abwesenheit von Kadern der „Division Wien“ wie Jonas Gabriel H. oder Noah G. die im Frühling 2025 im Zuge von Hate-Crime-Ermittlungen gegen selbsternannte „Pedohunter“ in Untersuchungshaft genommen wurden, sich jedoch mittlerweile teilweise wieder auf freiem Fuß befinden.
Rechte und rechtsextreme Propaganda und Medien:
Die Selbstinszenierung war wie bei den meisten Veranstaltungen der „Identitäten“ ein zentraler Bestandteil der Demonstration. Das Schaffen heroischer Bilder für die (sozialen) Medien ist zentral für die Inszenierung der Rechtsextremen. Mehrere Kamerateams dokumentierten das Geschehen:
- Filmkunstkollektiv: Besteht aus “identitären” Aktivisten, und ist auch für die AfD tätig ist. Vor Ort waren u.a. Timm Kaufmann und Simon Kaupert, Mitbegründer von „Wügida“ und eng vernetzt mit der Plattform „Ein Prozent“.
- AUF1: rechtsextremes Medium für das Philipp Huemer, ehemaliger IBÖ-Leiter, ehemaliger Chefredakteur des extrem rechten Onlinemedium „Heimatkurier“ bei der Demonstration unterwegs war.
- Weichreite TV: Livestream-Format von Sebastian Weber.
- Info Direkt: rechtsextremes Magazin für das Michael Scharfmüller vor Ort filmte.
- Ruptly
Weiters fotografierten und filmten zahlreiche Mitglieder rechtsextremer Gruppen vor allem aus dem Spektrum der „Identitären“-Tarngruppen sowie der Neonazigruppe „Junge Tat“. Diese Bilder dienen der Selbstdarstellung der Gruppen in Sozialen Medien.
Der rassistische Aufmarsch war von Gegenprotesten begleitet: Vier Blockaden brachten den Marsch zeitweise vollständig zum Erliegen und verzögerten ihn um mehrere Stunden. Zusätzlich wurde der öffentliche Raum entlang der Route durch Gegenproteste an nahezu jeder Straßenecke geprägt, was die Sichtbarkeit der Identitären stark einschränkte.



























































































































































































































































































































































































































































































































































































